Fleischwirtschaft.de — FRANKFURT:

Weiterführende Diskussionen um den Tierschutz, ein sich verschärfender Personalmangel und mehr Werbung in eigener Sache – das sind drei der wesentlichen Themen, die im neuen Jahr das Fleischerhandwerk und die Industrie gleichermaßen beschäftigen werden.

Auch werden Innungen und Verbände ihre Strukturen immer wieder auf den Prüfstand stellen (müssen).Für ihren Ausblick auf das gerade begonnene Jahr hat die Redaktion der afz Vertreter aus der Fleischwirtschaft nach ihren Wünschen an 2017 befragt. Hier ein Ausschnitt der Antworten. 

(Den vollständigen Ausblick lesen Sie in der afz 1/2017 vom 4. Januar.)

Herbert Dohrmann, DFV-Präsident:

„Ich erwarte ein spannendes Jahr, in dem wir gemeinsam für das Fleischerhandwerk etwas voranbringen können. Damit meine ich vor allem die notwendige Reform unserer Organisation. Wir müssen hier unbedingt effizienter werden, damit die freiwerdenden Kräfte an der Weiterentwicklung unseres Handwerks arbeiten können, anstatt nur die bestehenden Strukturen zu verwalten. Als weitere Schwerpunktthemen sehe ich auch für 2017 die Bekämpfung des Nachwuchs- und Fachkräftemangels sowie die politische Arbeit. Dieses Jahr ist ein Wahljahr und wir werden nicht nur sehr genau beobachten, wie sich welche Parteien zu Handwerk, Mittelstand, Bürokratieabbau aber auch zu Landwirtschaft und Verbraucherschutz aufstellen. Wir werden weiterhin aktiv mit unseren Vorstellungen an die Vertreter der Politik herantreten und das Gespräch suchen, so wie wir das im vergangenen Jahr bereits getan haben.“

Robert Häußler, Lößnitz:

„Ich wünsche mir, dass die Fleischer künftig wieder enger zusammenrücken. In den vergangenen Jahren habe ich in unserer Region mit großem Bedauern eine zunehmende Innungsmüdigkeit festgestellt. Vielen Kollegen scheint der Innungsgedanke immer weniger zu bedeuten. Aber gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist der kollegiale Zusammenhalt wichtig. Gemeinsam kann man die meisten Probleme viel leichter lösen als allein, indem man zum Beispiel Hilfe anbietet oder vermittelt.“

Katharina Schmitz, Bonn:

„Uns ist in der traditionellen Fleischerei mitten im Bonner Ortsteil Endenich aufgefallen, dass die Kunden kritischer geworden sind. Wir sehen darin keinen Nachteil, denn wir können die fachlichen Antworten auf die Fragen zur Herkunft und Qualität unserer Produkte und des Fleischs geben, aus dem diese bei uns hergestellt werden. Insgesamt haben wir zwar einige Kunden mehr, aber es sind zumeist jüngere Leute und Familien, die nicht so viel kaufen, aber regelmäßig wiederkommen.“

Jürgen Reck, Möhrendorf:

„Das Jahr 2016 ist für uns sehr positiv verlaufen, vor allem in Bereichen wie Catering und dem normalen Thekenverkauf. Ich rechne mit einer Umsatzsteigerung von fünf bis zehn Prozent. Für 2017 bin ich deshalb optimistisch und werde eventuell eine neue Filiale eröffnen und auch den Mobilverkauf verstärken; einen Wochenmarkt, den wir bisher nur sporadisch beliefert haben, werden wir mit einem eigenen Fahrzeug regelmäßig bedienen.“

Clemens Tönnies:

„Unsere Branche ist generell sehr gut aufgestellt und leistungsfähig. Gerade im internationalen Vergleich sind wir anerkannt, mit einem hohen Level an Qualität und Sicherheit. Das geht mir in unseren deutschen Diskussionen um Tierwohl oder Fleischproduktion immer ein wenig unter. Obwohl wir zeigen, wie innovativ wir denken, wie schnell wir uns auch an neue Verbraucherwünsche und veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen anpassen können, wie intensiv und transparent wir an kritischen Themen arbeiten. Die deutsche Fleischindustrie ist viel besser als ihr Ruf in Teilen der veröffentlichten Meinung. Ich meine, wir diskutieren die wichtigsten Themen bereits intensiv und auch erfolgreich. Dafür sorgen alleine Politik, NGOs und die Leitmedien in Deutschland. Ob Veggie, Preise, der Online-Trend, betäubungslose Kastration und Ebermast, oder Tierwohl allgemein. Wir sind permanent damit beschäftigt. Aber wir kommen auch voran.“

André Möllmer, Leipzig:

„Im vergangenen Jahr konnten wir unsere neuen Filialen gut etablieren. Nun wollen wir unseren Kundenservice weiter ausbauen. Ein einprägsames und zufriedenstellendes Einkaufserlebnis ist auch ein Stück Lebensqualität. Dabei ist es uns wichtig, mit der allgemeinen Marktentwicklung Schritt zu halten. So möchten wir künftig noch schneller und flexibler auf Kundenwünsche eingehen.“

Klaus Nieding, Bad Sobernheim:

„Wir haben bei der Gründung unseres Betriebs voll auf die Spezialisierung auf Wild gesetzt. Hier werden nur Tiere aus heimischen Revieren verarbeitet. Dabei legen wir Wert darauf, jedes Tier von A bis Z optimal zu verarbeiten. Der Umsatzzuwachs kann sich sehen lassen, die Investitionen rentieren sich. Die Aufstockung des Teams hat sich gelohnt, 2017 wird meine Frau Petra, die auch Geschäftsführerin ist, die Meisterprüfung in Frankfurt ablegen.“

Christoph Sieveneck, Duisburg:

„Ich beobachte in den letzten Jahren und Monaten, dass wir als Fleischerhandwerk mehr Wertschätzung von unseren Kunden erfahren. Nicht nur, dass es längst auch innerhalb der Familien und im Freundeskreis ein Thema ist, wo man gutes Fleisch und leckere Wurst kaufen kann, der Fleischermeister immer öfter ins Spiel kommt. Wir Handwerker genießen einen Vertrauensvorsprung und sollten diesen auch ausbauen. Für das Handwerk erwarte ich, dass sich die bestehenden Betriebe gut halten können, vorausgesetzt, die Nachfolge funktioniert.“